2010. Das neue Jahrtausend ist schon einige Jahre alt.
Präsidenten sind schwarz, wichtige Politiker sind schwul oder eine Frau und SM ist ein harmloses Freizeitvergnügen aus Erotikversandpäckchen für den monatlichen Reihenhaussex in verkehrsberuhigten Vorortsiedlungen.

 

Ja, alles ist gut, so gut.

 

SM-Stammtische überholen Taubenzüchter und Kleingartenvereine in der Mitgliederzahl und das leise gemurmelte Mantra SSC ist längst in die Liturgien alleswissender Sextheoretiker abseits praktischer Beweisführung übernommen worden.

SM ist mittelschichtskompatibles Konglomerat aus Millionen Bildchen kunstvoll drapierter Frauenkörper, wahlweise in Lack, Latex, Fesseln und geilheitsfreier Langeweile und dem sinnentleerten Repetieren ständig gleicher Posen sorgfältig ausgeleuchteter Fotosets.

 

Ja, alles ist gut, so gut.

 

SM ist so vernünftig wie ein kleines Steak aus Plastikbecherchen. Sorgfältig von Geilheit, Blut und Schmerz befreit, auf dass sich niemand mehr gruseln muss und die Größe der Dom-Köfferchen längst wichtiger als das Geschlechtsteil der Eigentümer.

                                                                          

SM

wird gelebt. Auf rauschenden Fetischparties zum Ausführen der teuren SM-Uniformität, in den Sitzungen der Stammtische und oft sogar im echten Leben. In hübschen Fotobänden im Regal, in endloser Abarbeitung erlaubter Rituale, in Aufgeregtheiten über zuviel Brutalität, zuviel Blut, zuviel Lärm, zuviel Sex, zuviel von allem, was SM mal war.

 

Ist alles gut, gut so ?

 

Nein, nichts ist gut.

 

SM ist kein Akronym theoretischer Möglichkeiten sondern : Sadomasochismus!

SM ist Sadomasochismus, ist Angst, ist Schmerz, ist Schreie, ist Blut, ist Dreck, ist Tränen, ist Gestank, ist Ficken, ist schweiss-sperma-speichelverschmierte Haut und brüllende Orgasmen.

Keine hübschen Bildchen, sondern dreckige, gierige Wirklichkeit. Jeden Tag. Immer wieder. Immer mehr. Süchtigmachend.

Sadomasochismus!

 

Die Lust einen Menschen zu erniedrigen, zu quälen, zum Sklaven, zur Sklavin zu formen.

Die Lust gedemütigt zu werden, vor Schmerzgeilheit fast blind und ewiges Opfer, Objekt sein.

Sadomasochismus!

 

Die dunkle, bösartige Macht, die alles nimmt und alles gibt, die sich nicht erklären will, die nicht auf Anerkennung schielt, die keinen Mehrwert kennt und sich nicht schert um bürokratischkorrekte Umgangsformen.

Sadomasochismus!

 

 


Kein Spiel.
Kein Spiel.